Ich packe meinen Koffer… oder: was brauche ich eigentlich zum Segeln?
Ein Gastbeitrag von Evi
Als ich das erste mal mit den Segelrebellen unterwegs war (2017 auf der Ostsee von Rügen nach Flensburg… was für ein Abenteuer!) hatte ich gar nicht so richtig eine Ahnung, was ich wohl einpacken sollte. Ich war ja noch nie segeln!
Ein paar Dinge wusste ich schon: es durfte auf keinen Fall ein Hartschalen-Koffer sein, denn die nehmen leer genauso viel Platz weg wie voll, und Platz ist an Bord einfach Mangelware. Daran hatte ich zunächst gar nicht gedacht, aber ergibt natürlich total Sinn!
Auch war klar, dass ich nicht mehrere hundert Euro für Segelausrüstung ausgeben müsste (puh!!), denn alles Wichtige wie wasserdichte Jacken und Hosen, nagelneu von Helly Hansen [wp-svg-icons icon=“new-tab“ wrap=“i“] sowie moderne Spinlock-Rettungswesten gibt es ohne große Vorab-Investitionen zur Ausleihe direkt am Schiff.
Ein Gegenstand auf der Segelrebellen-eigenen Packliste (die bekommst du mit deinen Törnunterlagen!) hat mir allerdings Rätsel aufgegeben: was zum Geier ist ein Leintuch? Ich dachte erst, vielleicht ein Geschirrtuch, aber nein, das stand schon anderswo auf der Liste. Ein Tuch zum Einwickeln von Wäscheleinen?! Gibt es sowas überhaupt?? Ich war wirklich ratlos, denn das Wort war mir zuvor noch nie begegnet. Aber die Lösung ist ganz einfach: damit ist ein schmales Bettlaken gemeint, womit man die Matratze auf dem „Bett“ an Bord beziehen kann! Das ist übrigens auch der Ort, an dem dein Gepäck lagern wird, wenn wir unterwegs sind. Denn dort kann es sicher verstaut werden und kullert nicht bei jeder Welle durch den ganzen Innenraum.
Auf der Magic gibt es übrigens zwei verschiedene Arten von Schlafmöglichkeiten: Rohrkojen und so etwas wie „richtige“ Betten (nur schmaler als gewohnt). Eine Rohrkoje ist ein bisschen wie eine Mischung aus Doppelstockbett und Hängematte. Klingt erstmal furchtbar, aber ist unfassbar komfortabel, weil man den Winkel der Liegefläche mit einem Seilzug so anpassen kann, sodass man selbst bei starker Schräglage und Wellengang exakt horizontal liegen kann, ohne aus dem Bett zu plumpsen oder an die Wand gedrückt zu werden. Ich liebe es!
Die drei wichtigsten Erkenntnisse aus meinem ersten Segelsommer
Die allerwichtigste Erkenntnis zuerst: auf dem Wasser ist es IMMER kälter als an Land. Und auch wenn anderswo in Deutschland frühsommerliche Temperaturen herrschen, ist es an Bord sowohl tagsüber als auch abends gerne mal 5-6 gefühlte Grad kälter als in der Festlandsvorhersage. Dazu kommt der Wind und die hohe Luftfeuchtigkeit, sodass ich die extra Schicht Fleece, eine Mütze und lange Thermo-Unterwäsche selbst im Sommer nie bereut habe!
Auch wichtig: IMMER Sonnenschutz dabei haben! Sonnencreme, eine Kappe mit Krempe, Sonnencreme, eine Sonnenbrille (mit Band gegen über-Bord-gehen!), und hatte ich erwähnt? Sonnencreme! Denn selbst an schattigen Tagen reflektiert das Wasser genug Strahlung für eine rote Nase, wenn man nicht aufpasst.
Was auch zu Bedenken ist: auf dem Wasser gibt es keine Geschäfte und keine Ärzte oder Apotheken. Alles was WIRKLICH wichtig ist für dein Wohlbefinden, solltest du definitiv dabei haben. Medikamente in ausreichender Menge, deine Brille falls du eine brauchst und vielleicht auch den Schnuffelteddy ohne den du nicht einschlafen kannst. All das lässt sich unterwegs schwer ersetzen.
Meine 3 Erzfeinde an Bord: Eis + Feuer + Chaos (wie bei Game of Thrones eigentlich…)
Meine 3 Retter in der Not: extra warme Klamotten + Sonnencreme + mein persönliches Survival Kit.
Was in [d]ein Survival Kit gehört, ist ganz individuell — überlege mal, ob es Dinge gibt, auf die du nicht mal eben für einen Tag oder zwei verzichten kannst. Das können Medikamente sein, ein sentimentaler Gegenstand oder einfach ein gutes (Hör-)Buch auf deinem MP3-Player. Jeder Mensch hat da seinen ganz eigenen Mix.
Ich finde schön, genau das zu haben, was ich brauche, und trotzdem genug Platz in meiner Koje, dass ich ohne großes Gepäck-Tetris ein spontanes Nickerchen einschieben kann. Aber nicht jede/r muss den Minimalismus gleich so auf die Spitze treiben wie ich. Du kannst locker auch etwas mehr Klamotten mitbringen (oder ein Buch zum Lesen, deine Lieblingsbadehose, was auch immer dich glücklich macht!). Es ist gibt da kein festes „richtig“ oder „falsch“. Außer der 3-Kubikmeter-Hartschalenkoffer. Der ist wirklich verboten!
Wenn du dir unsicher bist, ob du alles Wichtige dabei hast, oder Bedenken hast, viel zu viel eingepackt zu haben, mach dir keine Sorgen. Am Ende wird alles gut. Denn entweder hat jemand anders die extra Sonnencreme dabei, die du natürlich vor Aufregung vergessen hast, oder wenn du auf Nummer sicher gegangen bist und feststellst, dass deine Packstrategie vielleicht etwas übermütig war, gibt es meistens jemanden wie mich, und die hat dann weniger dabei und kann dir Platz zum Verstauen „schenken“.
Und jetzt? Ab auf’s Wasser!
Ich würde mich total freuen, dir auf einem meiner nächsten Törns zu begegnen… hast du dir schon einen ausgesucht?