Etappe 2: Eine Woche nicht duschen
Vom 02. bis 08. Juni segelten wir von Flensburg nach Kopenhagen. Mit nur fünf Teilnehmern, da es eine kurzfristige Absage gab. Wieder mit dabei, Felix und Helena als Skipper-Team.
Eine wirklich große Freude, dass die beiden auch dieses Jahr wieder unsere Törns begleiten und unseren Teilnehmerinnen damit die Hand geben, um selbst Grenzen zu überwinden, Mut und Selbstvertrauen aufzubauen und dann nach dem Törn mit viel Energie ins neue Leben zu starten.
Am ersten Tag ging es entspannt nach Høruphav, DK wo uns Marc zu einem kleinen Grill-Event im Hafen besuchte und köstliches Schaffleisch von seinem kleinen Hof, ganz in der Nähe, mitbrachte. So waren alle schon ein wenig „eingeschaukelt“, bevor wir den größeren Sprung auf die Ostsee wagten.
Statt auf direktem Weg, segelten wir durch den großen Belt und das Kattegat auf der nördlichen Route. Die Durchfahrt oder besser gesagt Unterfahrt unter der Storebæltbroen (Großer Belt Brücke) war wieder einmal beeindruckend. Denn auch wenn die Brücke um einiges höher ist als unser Schiff mit 23m bis zur Mastspitze, sieht es jedes mal knapp aus.
Am nächsten Tag machten wir uns bereit für eine lange Etappe bis kurz vor Kopenhagen, Nachtfahrt inklusive. Die Tage zuvor kamen wir nicht so schnell voran, weil einige mit dem Füttern der Fische beschäftigt waren. Aber Dank Vomex hat sich auch das gelegt und nun war es so weit!
Tausende Wellen später erreichten wir die Insel VEN im kleinen Belt, zwischen Dänemark und Schweden. Auch auf dieser Etappe kamen manche an ihre Grenzen und erkannten, dass es manchmal auch nur ein Geist ist, der uns im Kopf verwirrt. Etwa wenn nach einer Brustkrebs-OP die Beweglichkeit der Arme eingeschränkt ist, weil oft auch Muskeln von der OP beeinträchtigt werden. Beim Segeln bleibt manchmal nicht viel Zeit zum überlegen und du streckst deinen Arm einfach aus, ziehst am Seil und holst das Segel dicht. Und dann kommt der Aha-Moment: Hab ich das gerade wirklich gemacht? Das tat ja gar nicht (mehr) weh!
Oder wie Marc erzählt: „Durch meinen Hirntumor wurde ein Nerv geschädigt, der die Augenmuskeln steuert. Dadurch schiele ich in der Höhe, kann nur langsam von oben nach unten schauen und deswegen nur schlecht räumliche Distanzen einschätzen. Jedes mal wenn ich vom Steg auf’s Schiff steige, ist es auch ein Schritt ins Ungewisse. Aber bisher hat es immer geklappt.“
Vor Ven haben wir geankert und sind dann tatsächlich noch ins Wasser gesprungen. Es war bitter kalt und trotz der Überwindung dann ein großes Glücksgefühl.
Rückblickend waren es viele kleine Momente, die diesen Törn so besonders gemacht haben. Natürlich auch die Gespräche mit anderen und dabei nicht mitleidig angeschaut zu werden, aber das Lagerfeuer am Strand, die Schweinwale in der Bucht und vor allem die improvisierte Feier von Verenas Therapie-Jahrestag mit Wunderkerzen, waren wir wirklich beeindruckend.
Lorena und vielleicht auch die anderen wollen bald ihren SKS machen, wieder segeln und vielleicht auch mal für die Segelrebellen skippern.